Was war in der vergangenen Woche los auf Telegram? KW5
von Julia Smirnova
Das Team von CeMAS beobachtet die Aktivitäten von rechtsextremen, verschwörungsideologischen und pro-russischen Kanälen auf Telegram. Diese wöchentliche Zusammenfassung bietet einen Überblick über die Themen und Trends in der Szene. Die Analyse bezieht sich auf den Zeitraum vom 27. Januar bis zum 2. Februar 2025. Der analysierte CeMAS-Datensatz umfasst rund 3.000 Kanäle und 2000 Gruppen, die dem deutschsprachigen verschwörungsideologischen und rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden können.
Überblick
In der vergangenen Woche zelebrierten rechtsextreme Kanäle den "Brandmauerfall" im Bundestag und versuchten weiterhin, die Migration als Bedrohung für deutsche Bürger:innen darzustellen, indem sie Meldungen über mutmaßliche Straftaten von Migrant:innen teilten. Pro-russische Kanäle teilten Propagandamaterial der russischen Prankster Vovan und Lexus über den CDU-Politiker Johann Wadephul und stellten die CDU als Partei der "Kriegstreiber" dar.
Zentrale Themen mit Bezug zur Wahl
Rechtsextreme Parteien und andere rechtsextreme Akteur:innen auf Telegram thematisierten die Abstimmungen im Bundestag zum Entschließungsantrag, dem "Fünf-Punkte-Plan zur Migrationspolitik" von Friedrich Merz / CDU (Mittwoch; angenommen) und zum "Zustrombegrenzungsgesetz" von Friedrich Merz / CDU (Freitag, abgelehnt). Nach der Abstimmung am Mittwoch freuten sich AfD-Politiker:innen über ein Einbrechen der Brandmauer. So schrieb Beatrix von Storch "Die Brandmauer bricht. Die CDU strauchelt" (ihr Post bekam 110K Views). Nachdem das Zustrombegrenzungsgesetz am Freitag scheiterte, hoben Politiker:innen der AfD hervor, dass auf CDU und FDP kein Verlass sei und nur die AfD eine Wende in der Migrationspolitik bringen könne. Andere Stimmen der AfD warfen Merz vor, lediglich AfD-Anträge zu kopieren, ohne den Willen zu haben, diese auch tatsächlich durchzusetzen.
Die Themen Asyl, Abschiebungen und Grenzschließungen gehörten auch in der letzten Woche zu den dominanten Themen der rechtsextremen Szene auf Telegram. Im Kontext der Migrationsdebatte wurden in Telegram-Kanälen Rechtsextremer auch fortlaufend Vorfälle von mutmaßlicher Gewalt von Migrant:innen geteilt und es war weiterhin die Rede von "Brandmauertoten", ein Begriff, der die Brandmauer gegen rechtsextreme Parteien direkt für Gewaltopfer verantwortlich machen will.
Pro-russische Kanäle verbreiteten das Video der russischen Propagandisten Vovan und Lexus, die ein Gespräch mit dem CDU-Politiker Johann Wadephul aufgezeichet hatten, indem sie ihm vortäuschten, er würde mit dem ukrainischen Präsidialamtchef Andrij Jermak sprechen. Die Posts nutzten das russische Propagandavideo, um die CDU und Friedrich Merz als "Kriegstreiber" darzustellen, die die Ukraine weiterhin unterstützen werden, und lachten Wadephul und seine Mitarbeitende dafür aus, dass sie auf den Betrug hereingefallen sind.
Meistgeteilte alternative Medien
Als „alternative“ Medien definieren wir Internet-Outlets, die sich selbst als Medien bezeichnen, aber wenig auf journalistische Standards wie etwa Wahrhaftigkeit, Genauigkeit, Faktenbasiertheit, Quellenprüfung, Unabhängigkeit, Objektivität, Fairness achten. Ein Blick in die „alternativen Medien“ lässt Rückschlüsse auf Mobilisierungsthemen zu.
Unter den meistgeteilten einzelnen Links befanden sich mehrere Artikel, die die Abstimmungen zur Migrationspolitik im Bundestag thematisierten. Der „Brandmauerfall“ wurde als ein „historischer Moment“ und „Präzedenzfall“ interpretiert, nachdem weitere Mehrheiten mit der AfD folgen können. Gleichzeitig betonten die geteilten Artikel rechter „Alternativmedien“, dass der verabschiedete „Fünf-Punkte-Plan“ zur Migrationspolitik nicht weit genug gehe und dass die CDU nach der Wahl entweder mit der SPD oder den Grünen eine Koalition bilden werde.
Da es sich bei Beiträgen von Alternativmedien häufig um falsche, irreführende und verschwörungsideologische Inhalte handelt, führen wir hier keine Links zu den einzelnen Artikeln an. Die Ergebnisse der Domainanalyse stellen wir jedoch auf Anfrage Journalist:innen und Faktenchecker:innen zur Verfügung.
Meistgeteilte journalistische Medien
Rechtsextreme und verschwörungsideologische Kanäle teilen häufig Links zu Berichten in journalistischen Medien und ordnen diese entsprechend ihrer ideologischen Ausrichtung ein. Diese Liste gibt einen Überblick darüber, welche Medien am häufigsten im Datensatz geteilt wurden, ohne dass diese Medien der rechtsextremen und verschwörungsideologischen Szene zuzuordnen sind.
Meistgeteilte X-Accounts
Unter den meistgeteilten X-Postings befassten sich mehrere Beiträge mit der Präsidentschaft von Donald Trump, insbesondere mit seiner Politik gegen die Migration. Zwei der meistgeteilten Beiträge behaupteten, Trump werde damit auch Verschleppungen von Kindern vorgehen. Die Beiträge griffen damit eine Verschwörungserzählung über angebliche Misshandlungen von Kindern durch die geheime Elite auf. Außerdem befand sich unter den meistgeteilten Beiträgen ein Posting von Elon Musk, in dem er ohne jedliche Belege behauptete, die US-Behörde für international Entwicklung USAID habe die Entwicklung von Biowaffen, darunter Covid-19, finanziert. Auch hier wird ein bestehendes Desinformationsnarrativ über Verwicklung der US-Regierung in Entwicklung von Biowaffen aufgegriffen.
Da es sich bei den im Datensatz geteilten Links häufig um falsche, irreführende und verschwörungsideologische Inhalte handelt, führen wir hier keine Links zu den einzelnen Posts an. Die Ergebnisse der Domainanalyse stellen wir jedoch auf Anfrage Journalist:innen und Faktenchecker:innen zur Verfügung.
Meistgeteilte YouTube-Kanäle
Unter den meistgeteilten einzelnen Videos waren mehrere Interviews und Auftritte von AfD-Politiker:innen: Interviews von Alice Weidel mit dem rechten Influencer Marc Friedrich und dem „Alternativmedium“ Kontrafunk sowie ein Gespräch zwischen Tino Chrupalla und dem BSW-Politiker Oskar Lafontaine, das von österreichischen Fernsehsender Servus TV ausgestrahlt wurde.
Da es sich bei den im Datensatz geteilten Links häufig um falsche, irreführende und verschwörungsideologische Inhalte handelt, führen wir hier keine Links zu den einzelnen Posts an. Die Ergebnisse der Domainanalyse stellen wir jedoch auf Anfrage Journalist:innen und Faktenchecker:innen zur Verfügung.